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Einkaufen gehen...

 

02.02.08
 
Einkaufen gehen – (k)eine große Sache
 
Nehme ich das Fahrrad oder doch lieber das Auto?
 
- „Stell dich nicht so an, das Wetter ist gut. Nimm das Fahrrad!“
- „Warum willst du es dir schwerer machen als es ohnehin schon ist. Erlaube dir ruhig, das
 Auto zu nehmen. Im Auto fühlst du dich sicherer, also nimm es auch!“
- „Ich bin ein erwachsener Mensch, ich werde ja wohl mit dem Fahrrad fahren können.
   Einzukaufen ist ja nun wirklich keine große Sache!“
 
Diese Gedanken und noch viele weitere kreisen wie wild in meinem Kopf. Bis auf diese Gebetsmühlen geht es mir eigentlich ganz gut, doch ich ahne – nein, ich weiß – sobald ich nur einen Fuß vor die Tür setze, sieht alles ganz anders aus. Ich putze mir die Zähne (mit dem Auto wird`s schon gehen), ich räume das Frühstücksgeschirr in die Spülmaschine (das Wetter ist so schön, nimm doch das Rad). Ich beobachte das Telefon (warum ruft mich niemand an, dann könnte ich noch ein bisschen hier bleiben – blablabla).
Ich bin immer wieder erstaunt, wie viel Zeit und Energie man aufwenden kann, nur um eine so simple Angelegenheit wie den Einkauf in Angriff zu nehmen. Ich hasse mich für meine Angst die schuld daran ist, dass ich mich hilflos und ausgeliefert fühle, dass ich das dringende Bedürfnis habe zu fliehen, obwohl ich nicht einmal weiß wovor, geschweige denn wohin.
 
Ich schaue ein letztes Mal in den Spiegel. Eine junge Frau Anfang 30 mit flotter Kurzhaarfrisur in Jeans und T-Shirt lächelt mich an. Zufrieden mit dem, was ich sehe, will ich mich abwenden, doch ich bin nicht schnell genug. Plötzlich ziehen mich die Augen eines kleinen verängstigten Mädchens in ihren Bann. Sie flehen mich geradezu an, sie an einen sicheren Ort zu bringen, sie in den Arm zu nehmen und zu beschützen. Hilflos wende ich mich ab und gehe zu meinem Wagen.
 
Ich setze mich hinter das Steuer, das sich beruhigend fest und angenehm kühl anfühlt. Ich atme noch einmal tief durch und schließe die Autotür. Das Spiel beginnt. Während ich mein Fahrzeug sicher bis auf den Parkplatz des Supermarktes lenke, spüre ich mehr und mehr, wie sich mein Kopf immer schwereloser anfühlt. Ich habe das Gefühl, gar nicht richtig da zu sein. Trotzig versuche ich dieses erste Signal zu ignorieren. Ich schnappe mir meinen Einkaufskorb, verschließe den Wagen und betrete mit zügigen Schritten den Laden. „Schnell“ und „zügig“, das sind meine Waffen in diesem Gefecht, denn ich weiß, wenn ich mich beeile und in Bewegung bleibe, kann ich die Panik in meinem Kopf einigermaßen kontrollieren.
 
Ich greife nach Gurke, Paprika und Mehl, während der Boden unter meinen Füßen zu schwanken beginnt. Ich kämpfe mich weiter zu Milch und Butter, obwohl meine Beine sich wie Gummi anfühlen. 
 
„Das ist nur in deinem Kopf, dir ist nicht schwindelig“, versuche ich mich zu beruhigen. Doch meine eigenen Worte können mich nicht wirklich überzeugen, denn ich spüre doch den Schwindel, ich merke die Schwäche in meinen Beinen. „Da ist nichts, geh einfach weiter. Du musst nur einfach immer weiter gehen“, ermahne ich mich.
 
Im Vorbeigehen beobachte ich sehnsüchtig die Menschen um mich herum. Sie suchen in aller Ruhe ihre Waren aus. Einige halten sogar noch ein Schwätzchen. Ich sehe sie, aber ich spüre sie nicht. Es ist, als ob sich eine Wand zwischen mir und dem Rest der Welt befindet oder ich mich in einer anderen Dimension aufhalte. Es ist mir unmöglich, zu ihnen durchzudringen. Niemand sieht mich in meiner Not. Die, die mich bemerken sehen wahrscheinlich eine junge gestresste Frau, die unter Zeitdruck ihre Einkäufe erledigt. „Darf ich Ihnen eine Tasse Tee anbieten? Heute können Sie unseren Tee kostenlos probieren.“ „Nein, nein, keine Zeit“, murmle ich und haste weiter.
 
Mist, die Bedienung am Käsestand ist bereits mit einem anderen Kunden beschäftigt. Das bedeutet, ich muss stehen bleiben und warten. Meine Beine drohen, ihren Dienst zu versagen. Eine Panikwelle kriecht von unten meinen Körper herauf. Sie füllt meinen Magen mit Übelkeit, raubt meinen Lungen den Atem, um schließlich in meinem Kopf laut dröhnend zu explodieren. Auf meinem Brustkorb liegt ein schwerer Stein, der mir das Einatmen fast unmöglich macht.
 
„Was kann ich für sie tun?“, fragt die Verkäuferin. Gar nichts, denke ich und bin im Grunde froh, dass sie nichts merkt, denn wie sollte ich meinen Zustand erklären. Meine Beine sind kräftig, mein Kopf ist gesund und ich habe sehr gute Lungen. Nur scheint mein Körper das leider zu vergessen, sobald ich das Haus verlasse. „Los, zeig dich, sag ihr, wie du dich fühlst, lass dir helfen!“, kreischt es in meinem Kopf. Ich lächle sie freundlich an und nenne den Käse, den ich möchte. Von außen wirkt die ganze Szene so normal. Aber wie könnte es auch anders sein. Soll ich vielleicht sagen, dass ich gerade eine Scheißangst habe? Was wird sie dann wohl sagen: „Aber warum denn nur? Es ist doch alles in Ordnung. Sie brauchen doch keine Angst zu haben.“ Das weiß ich auch so. In den Momenten, in denen mein Körper völlig verrückt spielt, weil mein Verstand Amok läuft, ist es mir unmöglich zu sagen, was mir fehlt und was ich brauche. Alles, was ich weiß ist, dass ich mich beeilen muss, weil ich keine Ahnung habe, wie lange ich diesen Zustand aushalten kann und ich alles tun muss, um nach Hause zu kommen, denn da geht es mir wieder besser.
 
Endlich habe ich es geschafft. Ich muss nur noch die Kassenzeile überstehen, dann bin ich am Ziel. Hoffentlich komme ich schnell an die Reihe. Der Boden unter meinen Füßen schwankt bedenklich während die Kundin vor mir ihre Waren in aller Ruhe auf das Band legt. Ich möchte sie anflehen, „ich sterbe, wenn sie mich nicht vorlassen“, doch stattdessen lächle ich und warte geduldig, bis sie alles verstaut hat und ihr Geld, bis auf den letzten Cent abgezählt, der Kassiererin reicht.
 
Ruhig lege ich meine Waren auf das Band, ruhig verstaue ich alles wieder in meinen Korb, ruhig zahle ich den fälligen Betrag und ruhig verlasse ich den Laden. Während ich zu meinem Wagen gehe spüre ich, wie mein Körper sich ganz langsam wieder entspannt. Mit jedem Schritt geht es mir etwas besser. Jeder Meter, der mich meinem Zuhause näher bringt, vermindert den Schwindel in meinem Kopf und verkleinert den Stein auf meiner Brust.
 
Zuhause angekommen, stelle ich den Wagen ab, verstaue die Lebensmittel und spüre, wie sich dort, wo noch vor wenigen Minuten eine wilde Schlacht tobte, jetzt ein Glücksgefühl ausbreitet. Ich habe trotz der großen Angst meinen Einkauf erledigt. Ich habe gewonnen, nicht die Panik. Obwohl es im Grunde nur um eine alltägliche Aufgabe geht, bin ich ein bisschen stolz auf meine Leistung. „Normale Menschen“ würden wahrscheinlich Fallschirmspringen oder hohe Berge besteigen, um sich so zu fühlen, wie ich gerade. Was soll`s .
 
Ich schaue aus dem Fenster. Schüler fahren mit ihren Fahrrädern vorbei, zwei Frauen gehen mit ihren Hunden spazieren; genau der richtige Tag, um Bummeln zu gehen und im Straßencafé ein Eis zu essen. Ich schaue aus dem Fenster. Hoffentlich muss ich das Haus für heute nicht noch einmal verlassen….

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